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Mai

Ein ebenso exklusives, wie nützliches Werkzeug für den Orgelbau ist die vorn abgebildete Federzange. Die allermeisten Orgeln werden in althergebrachter Art und Weise mechanisch traktiert, d.h. das Drücken einer Taste der Klaviatur öffnet über eine ausgeklügelte mechanische Konstruktion aus Leisten (Abstrakten), Wellen und Wippen ein Tonventil in der Wind-lade, das dann genügend Luft für die gewünschten Pfeifen freigibt. Dieses Ventil wird je nach Bauart durch eine Spiral- oder Schenkelfeder verschlossen gehalten, solange niemand die entsprechende Taste betätigt. Diese Schenkelfedern in die Windlade einzubauen, ist eine recht mühsame Angelegenheit und verlangt – wie so vieles im Orgelbau – Geduld und Finger-spitzengefühl. Je enger die vielen Tonventile beieinanderliegen, umso schwieriger gestaltet sich das „Einfädeln“ der unter Spannung stehenden Feder in die entsprechenden Fixierungs-schlitze oder -löcher. – Hier liegt der unschätzbare Wert dieses so unscheinbaren Werkzeugs…

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April

Der durch die Orgel strömende „Wind“ ist ein ganz eigenes Kapitel. Er kann an verschiedenen Instrumenten ganz unterschiedliche Funktionen erfüllen. Zuallererst ist er es, der den vielen „Mündern“ der Orgel – den Pfeifen -ihre Töne und Klänge entlockt. Zuweilen tut er dies mit „Hochdruck“, wie es in romantischen Orgeln gelegentlich der Fall ist , manchmal aber auch etwas zittrig und „asthmatisch“ (windstößig), wenn dem Instrument auf dem umständlichen „Luftweg“ vom Balg zu den Pfeifen hin und wieder die Puste ausgeht.

Auch manche Trakturen funktionieren mit Luft. Beim Betätigen einer Taste löst dann ein Luftstrom das Öffnen der Ventile zu den Pfeifen aus. In diesen „pneumatischen“ Orgeln findet man ein komplexes System aus Kupfer- oder Bleirohren, kleinen Bälgchen oder Membranen. Auch „Rohreverlegen“ gehört also zu den Aufgabenbereichen eines Orgelbauers.

Ein ganz besonderes „Windwerkzeug“ ist die Windwaage (siehe vorn) – ursprünglich ein U-förmig gebogenes Glasrohr (s. Abbildung), in dem sich Wasser befindet. Sie misst den Winddruck in mm Wassersäule. Das ist wichtig, denn bei einem falschen Winddruck streikt jede pneumatische Traktur und die feinfühligen Orgelpfeifen schreien oder heulen, dass einem Hören und Sehen vergeht!

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März

Strenggenommen sind Orgeln ja nichts anderes als Blasinstrumente. Das erklärt, warum zum Abdichten von Bälgen, Windleitungen, Ventilen, Verschlüssen usw. so viele verschiedene Sorten Leder benötigt werden. Es gibt dünne Spaltleder und dicke Rinderleder, Schafleder, Ziegenleder… rauhes und glattes, grobes und feines, besonders dichtes und besonders robustes Leder (z.B. für Geräuschdämpfungen der Klaviaturen).

Wie Holz ist Leder ein Naturmaterial und entsprechend individuell in seiner Beschaffenheit. Verschiedene Gerbverfahren verleihen den Ledern zudem unter-schiedliche Eigenschaften. Beispielsweise verursachen Leder bestimmter Gerbungen an Berührungsstellen mit Metallteilen verstärkte Korrosion, z.B. im Bereich von Trakturdrähten, Schrauben oder Bleipulpeten. Manche Gerbarten verhelfen allerdings auch zu einer gewissen Resistenz gegen Nässe, denn Leder verträgt weder Feuchtigkeit, noch direkte Sonneneinstrahlung.

Orgelbauer arbeiten mit speziellen Ledermessern, die auch das Schneiden und „Anfasen“ von Rundungen ermöglichen. Oft arbeiten wir mit duftendem Warmleim (vorn als bernsteinfarbenes Granulat abgebildet) oder anderen flexiblen, Klebstoffen. Mit Bürsten und Pinseln lassen sich lederne Oberflächen reinigen und aufrauhen und erhalten so ggf. ihre dichtende Wirkung zurück. Talkum und spezielle Konservierungsmittel halten die Leder geschmeidig bzw. schützen sie vor Pilzbefall.

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Februar

Holz lebt. Es atmet, es arbeitet, manchmal bekommt es sogar „Krankheiten“, wie Wurmbefall, Risse oder Schimmel.  Was für eine Freude mit diesem duftenden Werkstoff zu arbeiten! Es zu schneiden, zu glätten, ihm Form zu geben!

Holz ist aber auch eigenwillig: es hat seine eigene und einmalige Struktur,es verändert sich bei unterschiedlichen Temperaturen und Feuchtigkeiten, und jedes Stück hat seine persönliche Geschichte (Äste, unterschiedliches Wachstum, Spannungen etc.). Es erfordert Übung und Geschick es zu bearbeiten.

Wir benötigen hier die ganze Bandbreite an Werkzeugen: Sägen, Hobel, Stechbeitel, Bohrer, Schleifmittel, viele Holz-bearbeitungsmaschinen usw. Hinzu kommt das Wissen über die verschiedenen Holzarten und ihre Eigenschaften: Härte, Gewicht, Elastizität, Resonanz, Aussehen, Standhaftigkeit gegenüber Schädlingen und vieles mehr. Nicht zu vergessen – der Holzschutz:Imprägnierung, Polituren, Öle, Lasuren, Lacke…

Trotz aller Sorgfalt – Holz bleibt nie ganz so wie es ist – es ist immer ein bisschen in Bewegung!

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Januar

Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Beruf des Orgelbauers? Ist er ein Tischler und Schnitzer, ein Gießer und Löter, Akustiker und musikalischer Klangsensibler, Tüftler und Techniker, Gestalter und Designer, Ingenieur oder Werkstoffkundler – oder einfach ein Werkzeug und „Klanggeber“ Gottes?

Kein Orgelbauer verfügt über all diese Gaben. Erst die Summe – das Abstimmen und Ineinander-greifen der verschiedenen Befähigungen ermöglicht die Arbeit mit diesem königlichen Instrument. In den vergangenen Jahrhunderten haben namenhafte Orgelbaufirmen dies immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das Bewusstsein für die Vielschichtigkeit dieses Berufsbildes ist leider nach und nach immer mehr in Vergessenheit geraten. Schade eigentlich…

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