Hopfgarten

Ort, PLZ: Hopfgarten, 99428

Standort: St Vitus-Kirche

Baujahr: 1834

Erbauer: Schulze, Johann Friedrich

Art der Arbeiten: Instandsetzung

Jahr der Überarbeitung: 2004

System: mechanische Schleifladen

Werke: Hauptwerk und Oberwerk C-g''', Pedal C-d'

Registeranzahl: sechsundzwanzig

Winddruck: 71 mm WS

Stimmtonhöhe: 435 Hertz bei 18° C

Stimmungsart: gleichstufig temperiert

Als im Jahre 1833 in Hopfgarten mit dem Neubau eines Kirchenschiffes begonnen wurde, wünschte man sich natürlich auch eine großartige Orgel, die die große Kirche mit musikalischem Leben füllen sollte. Und so trat die Hopfgärtner Gemeinde mit dem Orgelbauer Johann Friedrich Schulze aus Paulinzella in Verhandlungen. Eigentlich konnte sich die Gemeinde eine so große Orgel gar nicht leisten, vor allem da alle Gelder für den Kirchenschiffneubau benötigt wurden. Weil die Gemeinde nicht mit einer Genehmigung für den Einbau der Orgel rechnen konnte, überging sie die Behörde völlig und ließ die Orgel ohne behörliche Erlaubnis einbauen. Als Folge dieser kleinen „Unterlassungssünde“ wurde die Schulze-Orgel am Tag der offiziellen Einweihung des neuen Kirchenschiffes am 21. Juli 1834 in keiner Weise erwähnt. Doch in der Ortschronik findet man folgende Eintragung: „Die Orgel […] hat sich als sehr gut bewährt u. macht dem Orgelbauer und der Gemeind Ehr, welche eine so große Summe darauf verwendet hat.“. Das Instrument in Hopfgarten wurde am 24. August 1834 von Professor Töpfer und dem Kantor Andreä aus Stotternheim „revidirt, durchgegangen, und nach dem Accorde geprüft“.

„Zum Allgemeinen bemerkten die Herren Revisoren, daß das Orgelwerk in allen seinen Theilen tüchtig und meisterhaft hergestellt sey, sowohl hinsichtlich des Materials, als auch der Intonation. Gegen den Accord habe sich nichts erhebliches gefunden […]

In der Tat gehört das Werk, welches nahezu original erhalten geblieben ist, als größte Schulze-Orgel in einer Dorfkirche, und nach Markneukirchen (II/ P 33) zweitgrößtes Instrument des Erbauers, zu den äußerst historisch wertvollen Instrumenten. Der Einfluss des Orgeltheoretikers Johann Gottlob Töpfer lässt sich in der Disponierung, der Bauart der Pfeifen und ihrer Mensurierung eindeutig ablesen. Das sehr breite Feld der klanglichen Möglichkeiten dürfte die große Besonderheit an dieser Orgel sein und sie damit zu den außergewöhnlichen und erlesenen Instrumenten der Thüringer Orgellandschaft machen. Die Disposition von Schulze ist sehr ausgewogen gewählt und entspricht der Klangauffassung der Erbauerzeit. Sie kann als zweimanualige Verkleinerung des Konzeptes der Weimarer Stadtkirchenorgel angesprochen werden. Durch eine breite Grundtönigkeit in allen Werken besitzt das Instrument ein sehr solides Fundament. Der Prinzipalchor ist von 8′ über 4′, 2′ und Mixtur im Hauptwerk vollständig aufgebaut. Auch sind die nötigen Flöten und auch die Streicher im Haupt- und Oberwerk vorhanden. Es ist klar die romantische Entwicklung abzulesen, aber auch Reste der barocken Klangepoche sind noch erkennbar. Eine technische Besonderheit stellen die außergewöhnlich großen Tonventile dar (Hauptwerk C: 38 x 65 mm). Entgegen der üblichen Bauweise sind sie z.T. als hängenden Venile gebaut.

Einige kleine Änderungen wurden auch an dieser Orgel im Laufe der Zeit durchgeführt.Durch Orgelbaumeister Kirchner wurde das Instrument 1933 wie folgt verändert: Die fehlenden Prospektpfeifen wurden durch einen Zinkprospekt ersetzt, die Stimmtonhöhe wurde angeglichen, C und Cis an c und cis gekoppelt, im Pedal in fünf Registern die C- und Cis-Pfeifen mit einer Zusatzlade angesetzt, im  II. Manual kam ein neues Salicional an die Stelle des alten, der Violonbaß 8‘ im Pedal wurde zum Choralbaß 4′ umgebaut und ergänzt. Außerdem wurden neue Manualklaviaturen mit Tonumfang bis g“‘ inklusive einer neuen Manualkoppel eingesetzt, hinzu kam ein elektrischer Winderzeuger.

Während der Besichtigung des Instrumentes durch unsere Firma 1996 schwieg die Orgel bereits seit rund 25 Jahren. Der Zustand des ungenutzten Instrumentes verschlimmerte sich rapide und unmerklich. Eingedrungenes Wasser verursachte große Schäden an den Windladen, aber auch an den Holzpfeifen. Hinzu kamen aktiver Holzwurmbefall, sowie Korrosion und Verschleiß. Kirchraum und Orgel boten ein Bild des Jammers. Wer dies nicht gesehen hat, kann nicht ermessen wie viel Arbeit, Ausdauer, Gespräche, Geduld und Geld nötig war, um diese Kirche und ihre Orgel wieder so herzurichten, wie wir sie heute erleben können. Das stark beschädigte Instrument bedurfte in allen Teilen einer umfassenden Aufarbeitung. Die Schwerpunkte lagen hierbei auf der ausführlichen Überarbeitung der Trakturen, der Restaurierung der Windladen, sowie der kompletten Erneuerung aller Verschleißteile. Während der Instandsetzungsarbeiten wurden auf Wunsch der Gemeinde die späteren Veränderungen von Kirchner, wie Anpassung der Tonhöhe, beibehalten. Die Umgehängte Traktur blieb bestehen, um die geänderte Stimmtonhöhe beibehalten zu können. Die Intonation erfolgte streng nach dem traditionellen Klangbild des Erbauers. Die Prospektpfeifen sind rekonstruiert worden, und ersetzen nun die vorherigen Zinkpfeifen.

Es ist bemerkenswert: schon 1834 hatte die kleine Hopfgärtner Gemeinde den teuren Orgelneubau gestemmt, und wie damals, so fanden sich auch heute wieder aktive Gemeindeglieder, die mit unermesslichem Engagement das Erbe ihrer Vorgänger vor der Verwahrlosung zu bewahren und es zu seiner ursprünglichen Schönheit zurück zu führen wussten. Insbesondere sei an dieser Stelle Familie Vent genannt, die sich diesem Projekt mit Leib und Seele widmete. Über alledem stand der Segen Gottes.

Informationsblatt zur Orgel in Hopfgarten

Disposition der Orgel in Hopfgarten

Die Farbgebung des Orgelprospektes wird derzeit dankenswerterweise durch Herrn Maik Vent mit großem Engagement restauriert.

Bilder zur Schulze-Orgel in Hopfgarten

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